Ganz anders als üblich würde dieser Schulvormittag verlaufen - die Aufregung und Vorfreude war am Donnerstag spürbar bei den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe. Statt Unterricht nach Stundenplan stand ein außergewöhnlicher Vortrag auf dem Programm: Ingo Zamperoni, Moderator der Tagesthemen, besuchte das Gymnasium am Rosenberg.

Was für eine Chance, den bekannten Journalisten, den viele aus dem Fernsehen kennen, im kleinen Rahmen zu treffen und mit ihm ins Gespräch zu kommen. Unterhaltsam und humorvoll erzählte Zamperoni eine Stunde lang von seiner Arbeit, erklärte das Format der Tagesthemen, beschrieb seinen beruflichen Werdegang und schilderte, wie eine aktuelle Nachricht zum Beitrag in den Tagesthemen wird. Dabei hob er hervor, wie sorgfältig in der Redaktion gearbeitet werden muss, um möglichst wahrhaftig zu berichten; wie lange an Texten gefeilt wird, bis sie den Ansprüchen genügen: das Interesse der Zuschauer in den ersten Sätzen zu wecken und sie anschließend mit seriösen Hintergrundinformationen und Analysen zu versorgen. Die Welt, so Zamperoni, sei nun mal nicht schwarz-weiß, sondern es gebe dazwischen viele Abstufungen von Grau. Seine Aufgabe als Journalist bestehe darin, dieses Grau zu erklären, den Zuschauern Puzzleteilchen an die Hand zu geben, damit sie sich selbst ein Bild von der Welt machen können.
Nach der detaillierten Schilderung eines typischen Arbeitstags kam er mit leuchtenden Augen zum Schluss, dass er seinen Beruf vor allem deshalb liebe, weil dieser so abwechslungsreich sei.

Dass er mit Leib und Seele Journalist ist, offenbarte sich, als er sich den Fragen der Schülerschaft stellte: ganz gleich, worauf sich die Frage bezog, antwortete er eloquent und bewies sein Expertenwissen. Zugleich zeigte er sich interessiert an den Fragen und erklärte den Jugendlichen die teils komplexen Sachverhalte auf verständliche Art. Dabei gab er auch Einblicke in die Kunst, interessante Interviews zu führen und die Schwierigkeit, bei sensiblen Themen die richtigen Worte zu finden. Abschließend legte er den Schülerinnen und Schülern ans Herz, immer neugierig und kritisch zu bleiben. Eine Grundskepsis gegenüber Nachrichten sei gut, man solle sich immer fragen, wer von der Verbreitung einer Nachricht profitieren könne und welche Intention dahinter stehe. Die „blauen Nachrichten“ könnten neben der App inzwischen auch auf TikTok, Instagram und WhatsApp abgerufen werden, so dass alle Interessierten Zugang dazu hätten. 


Zum Schluss wurde deutlich, dass es ihm wirklich ein Anliegen ist, mit den Jugendlichen in der Schule in Kontakt zu kommen: geduldig und locker plaudernd machte er eine ganze Reihe von Selfies mit ihnen. Spätestens jetzt war klar, dass er die jugendliche Zuhörerschaft gewonnen hatte und dass die eine oder der andere jetzt vielleicht öfter einmal die Tagesthemen einschaltet, um „ihren“ Moderator wieder im Fernsehen zu sehen.